Andacht aus dem Gemeindebrief Nr. 174 (Weihnachten 2020)

„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern" - wenn wir dieses Lied von Jochen Klepper im Frühgottesdienst am 1. Weihnachtstag um 6.00 Uhr hören, dann ist das ein besonderer Moment. Der heraufdämmernde Morgen erwartet uns nach Verlassen der Kirche. In der Kirche aber erhellt das warme Licht von Kerzen das tiefe Dunkel.

Jochen Klepper schrieb dieses Lied 1938 in einer wahrhaft düsteren Zeit, die mit nichts zu vergleichen ist.

„Auch wer zur Nacht geweint hat, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein."

Wir werden diese Worte in diesem Jahr anders hören und mitfühlen. Denn die dunklen Gedanken, die nachts unsere Köpfe besetzen, die haben in diesem Winter, an sowieso schon dunklen Tagen, besondere Macht.

Aber:

„Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt." So heißt es in der letzten Strophe. Auch in großer Angst und mit tiefen Sorgen bin ich nicht allein. Was für ein Trost!

In der dunklen Kirche am Morgen des 1. Weihnachtstages erscheinen nach und nach Konturen von Gesichtern. Wir nehmen uns wahr, Wärme entsteht, Verbundenheit. Ein Lächeln zu erkennen, da hebt jemand grüßend die Hand, der volle Klang der Orgel durchbricht die Stille.

Nein, den Kampf gegen das Virus werden wir nicht gewinnen, genau wie den gegen so manch andere Krankheit. Aber es muss uns auch nicht ganz und gar in Beschlag nehmen, so dass wir nichts anderes mehr wahrnehmen. Unser Kopf, unsere Herzen, die können frei bleiben für Gottes gute Botschaft, die wie jedes Jahr wieder von seinem Engel verkündet wird:

„Fürchtet Euch nicht! Ich verkündige Euch große Freude! Gott kommt Euch Menschen in einem kleinen schwachen Kind ganz nahe. Euch ist der Heiland geboren, der Friedefürst, der heil macht und in Sorgen tröstet!"

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