Predigttext zum 5. Sonntag der Passionszeit - Judika, 21.03.2021

Erstellt am Samstag, 20. März 2021 15:27

5. Sonntag der Passionszeit – Judika (Schaffe mir Recht Gott! Psalm 43,1) 21.3.2021

Predigttext: Hebräerbrief 13,12-14

Jesus hat, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.
So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen.
Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünfige suchen wir.

 

Liebe Schwestern und Brüder in Christus Jesus!


Volk Gottes steht im ersten Vers, gleich zu Beginn.

Volk Gottes, das ist die Christenheit.

Wir gehören dazu. Wir sind ein Teil eines großen, universalen Volkes, dessen Angehörige in fast jedem Land der Erde zu finden sind. Das können wir uns heute morgen bewusst machen. Es kann uns bewusst werden, wenn wir am Urlaubsort zum Gottesdienst gehen und sich dort eine Gemeinde aus vielen Gemeinden versammelt.

Oder auch ganz nah in unserer Region, in Krankenhagen, in Rinteln.

Volk Gottes. Christenheit.

Im Internet sah ich ein Bild, wie Christen in einer zerstörten Kirche im Nordirak beteten. Sie standen vor dem durch Geschosse zerstörten Altar.

Volk Gottes, Christenheit.

Ich war in Südafrika in einer Partnergemeinde zu Gast. Es hat mich tief bewegt, im Gottesdienst mit den Schwestern und Brüdern die biblischen Lesungen zu hören und die Predigt des Wortes Gottes. Als die Gemeinde auf Venda, der dortigen Sprache, sang: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war am Anfang, jetzt und immerdar“, hat mich das tief berührt.

Volk Gottes, Christenheit.

Es ist wichtig: Wir heute morgen gehören zum weltweiten Volk Gottes, zur Christenheit – auch wenn wir heute nicht Gottesdienst feiern dürfen.

Es tut gut als Gemeinde nicht allein zu sein. Zu wissen: Wir sind Teil des weltweiten Volkes Gottes.

Für das Volk Gottes, ist Jesus am Kreuz gestorben. Er hat das Volk durch sein Blut geheiligt, heißt es im Hebräerbrief.

„Heilig“ klingt abgehoben. Das Wort „Heilige“ kennen wir. Leute, die besonders fromm zu sein scheinen oder einen perfekten Lebenswandel führen.

Die Bibel sagt, wenn etwas heilig ist, dann können wir das nicht durch noch so fromme Aktivitäten erreichen. „Heilig“ sein, ein „Heiliger“, eine „Heilige“ zu sein ist ein Geschenk. Es ist etwas, was Gott bewirkt durch den Tod Jesu am Kreuz. Heiligung heißt reingewaschen werden, befreit werden von dem Ballast, der sich auf der Seele abgelagert hat. Oder kurz: Untrennbar mit Gott verbunden sein. Zu ihm zu gehören.

„Nach dem Willen Gottes sind wir geheiligt ein für alle Mal durch das Opfer des Leibes Jesu Christi.“ (Hebräer 10,10)

 

Gott ruft sein Volk aus seinem „Zuhause“ heraus. Das Volk, das Jesus durch seinen Tod am Kreuz geheiligt hat.

 

Wir haben uns eingerichtet, sind auf mancherlei Weise „Zuhause“: in unseren Gedanken und Anschauungen, in unserem persönlichen Lebensstil.  Zuhause gibt uns Sicherheit, Geborgenheit und hilft uns, auch ungewöhnliche Situationen zu bewältigen. Das ist gut so.

Wir müssen nur aufpassen, dass wir dabei nicht Entscheidendes verpassen: Den Ruf Gottes an sein Volk. In unseren Gottesdiensten wollen wir es gerne heimelig haben, schön, besinnlich, vielleicht auch ein bisschen unverbindlich. Wir haben uns, so scheint es, eingerichtet.

Aber unser Predigttext sagt uns, dass Gott uns aus diesem Zuhause herausruft. Hin zu einem Christentum, das außerhalb aller Geborgenheiten den Glauben an unsern Herrn Jesus Christus bekennt, das sich dem schärferen Wind einer säkularisierten Welt stellt und aus dem Schutzraum herausgeht.

Jesus hat gelitten draußen vor dem Tor. Außerhalb der Stadt. Fern von allen  Geborgenheiten.

Lasst uns nicht zu Hause bleiben! Lasst uns mitwandern mit all den anderen Angehörigen des Gottesvolkes, in der Region, im Irak, in Südafrika. Lasst uns mitwandern durch die Wüsten und Pandemien unserer Zeit.

 Wir wüssten nichts vom „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“, wenn Abraham (s.u.) zuhause in Ur geblieben wäre. Wir wüssten nichts von den 10 Geboten und von Gott, der seinem Volk vorangeht (s.u.), wenn Israel in Ägypten geblieben wäre.

Aus diesem Herausrufen durch Gott liegt Segen. Du gehörst dazu! Komm, leg ab, was dich bedrückt, und geh mit auf dem Weg des Volkes Gottes durch die Zeit. Auch diese schwere Zeit wird das Volk Gottes überstehen.

 

Gott geht mit seinem Volk zur zukünftigen Stadt.

 

Solches Herausgerufen-Werden kann Angst machen. Wenn es nicht nur Wortgeklingel ist an dem wir getrost vorbeihören können, könnte es bedeuten, dass wir liebe Gewohnheiten verändern müssen, dass wir uns als Gemeinde ändern müssen, ja neu finden müssen. Welche Schritte gehen wir in den ungesicherten Lebensraum draußen vor dem Tor?

Dazu mag ein Traum von Kirche hilfreich sein Der Traum von Kirche. Dies ist meiner: Geistliche Gemeinschaft untereinander, Orientierung am Wort Gottes. Wo wir es uns nicht leicht machen mit dem Wort Gottes, sondern es als Herausforderung verstehen. Wo wir den Gottesdienst erkennen als Dienst Gottes an uns durch sein Wort. Wo wir den Gottesdienst feiern im Namen Jesu. Wo wir ihn feiern als diejenigen, die im Gottesdienst den Herrn abbilden vor der Welt. Jesus Christus wird anschaulich im Gottesdienst durch die versammelte Gemeinde. Er wird so vor der Welt sichtbar.

Für mich ist dieser Traum schon draußen vor dem Tor, außerhalb des Lagers.

Ich möchte uns allen Mut machen, dass wir getrost und mit Zuversicht auf das Heil unseres Gottes uns auf den Weg machen, „außerhalb des Lagers die zukünftige Stadt zu suchen.“

Oder um es mit Worten aus dem Hebräerbrief zu sagen:

„Wir sind nicht solche, die zurückweichen, sondern glauben und die Seele retten“ (vgl. Hebräer 10,35).

 

Wir haben auf dem  Weg  zur zukünftigen Stadt als Volk Gottes  zwei Dinge sicher:

Das Versprechen Gottes, dass er mit uns gehen wird, und unser Gebet, dass sein Reich komme.

„Dein Reich komme, wie im Himmel, so auf Erden.“

Amen

 

 

Abraham vgl. Altes Testament 1. Mose 12, 1ff:

Und der Herr sprach zu Abraham: Geh aus deinem Vaterland und aus deines Vaters Haus in ein Land, das ich dir zeigen werde.

 

Gott, der seinem Volk vorangeht vgl. Altes Testament 2. Mose 13,21f:

Und der HERR zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten.

Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.

 

Die Lesungen im Gottesdienst zum Sonntag Judika:

Alttestamentliche Lesung: 1. Buch Mose 22,1-19

Neues Testament

Epistel:                                   Hebräer 5,7-9

Evangelium:                          Markus 10,35-45

 

Wochenlieder:

EG 76 „O Mensch, bewein dein Sünde groß“

EG 97 „Holz auf Jesu Schulter“

 

Predigtlied:

EG 395 „Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist“

 

Predigttext von Pastor i.R Wolfram Wiemer