Predigttext zum 17. Januar 2021, 2. Sonntag nach Epiphanias

Erstellt am Freitag, 15. Januar 2021 18:23

Von Pastorin Schacht-Wiemer

Liebe Schwestern und Brüder!

Der Predigttext für den heutigen Sonntag steht im Johannisevangelium 2, 1-11.
Es ist die Erzählung von der Hochzeit zu Kana; es ist eine sehr bekannte
Geschichte, in der Jesus auf einer Hochzeit Wasser zu Wein verwandelt.
Ich frage mich: Wie hat es solch eine Geschichte in die Bibel geschafft? Ist sie
nicht zu profan, zu weltlich?
Wir kennen den Evangelisten Johannes, der dieses Ereignis in sein Evangelium
aufgenommen hat, als ernsten strengen Mann. Eigentlich liebt er Geschichten
gar nicht so sehr, versieht sie mit Deutungen.
Die farbenfrohe Geburtsgeschichte Jesu hat er gleich komplett gestrichen.
Stattdessen beginnt er sein Evangelium damit, dass er vom Wort spricht, das
am Anfang war und Fleisch wurde.
Und nun hören wir von einem Hochzeitsfest, bei dem der Wein ausgeht und
Jesus dafür sorgt, dass dieser wieder in Strömen fließt und noch dazu in bester
Qualität. Sicher, Jesus hilft dem Hochzeitspaar aus einer gewaltigen
Verlegenheit und er sorgt dafür, dass ein fröhliches Fest seinen Lauf nimmt.
Aber darüber hinaus?
Begeben wir uns mitten hinein in dieses Fest. Eine jüdische Hochzeit ist ein
großes Ereignis, sie dauert 7 Tage. Nicht alle Gäste sind die ganze Zeit dabei,
nur vom Brautführer wird das erwartet. Es wird gegessen und getrunken,
getanzt, gefeiert und gelacht. Geschenke werden überreicht, die Eltern sind
stolz, das Brautpaar ist glücklich und hat eine frohe Zukunft vor sich. Der Wein
fließt in Strömen, großzügig wurde seine Menge eingeplant. Doch nun geht er
dem Ende zu. Es wird wohl gegen Ende der Hochzeit sein. Was für eine
Peinlichkeit!
Jesu Mutter mischt sich ein; sie denkt, ihr Sohn könnte helfen. Doch der wehrt
sie ziemlich harsch ab.
Jesus weist Diener an, 6 Krüge aus Stein mit Wasser zu füllen. Sie sind riesig
und dienen der Reinigung; sie umfassen ungefähr 600 Liter.
Als der Speisemeister kostet, ist Wein daraus geworden und zwar richtig guter,
besserer als der der vorher gereicht wurde! Und dieser ist nun in großer Menge
vorhanden. Das Fest kann fröhlich weitergehen.

Jesus verwandelt Wasser in Wein – es ist ein Zeichen und wird nicht Wunder
genannt. Denn es will auf etwas hinweisen.
Bei Wasser denken wir an ein grundlegendes Lebensmittel, es ist zum Leben
unbedingt nötig.
Wein aber steht für ein Fest. Wein ist etwas Kostbares, ein Genuss. Er ist nicht
unbedingt überlebensnotwendig, aber bereichert das Leben, verschafft ihm
Glanz. Nicht von ungefähr wird zum Abendmahl Wein gereicht. Und natürlich
denken wir bei dieser Geschichte auch ans Abendmahl.
Wasser zu Wein- das steht dafür, das etwas Nüchternes in etwas Glanzvolles
verwandelt wird. Wein ist etwas eigentlich Überflüssiges, das aber doch zu
jedem Fest dazugehört. Wein steht für Fröhlichkeit , Ausgelassenheit, für
Unbeschwertheit- für alles das ,was ein gelungenes Fest ausmacht.
Solch ein fröhliches Fest ermöglicht Jesus. Lebensfreude ist für ihn etwas ganz
zentrales.
Überwältigend aber ist die Menge des Weins. 600 Liter- das ist ungeheuer viel!
Da bleiben noch viele Flaschen zurück.
Jesus verbreitet Fülle- eine Fülle an Freude, an Lebenssinn. Eine Fülle an guten
Worten, die sich tief auf den Grund unseres Inneren senken. Jesus schenkt uns
eine unerschöpfliche Fülle an Kraft und Mut, die wir gerade jetzt in dieser
dunklen Zeit brauchen.
Aus Mangel wird Fülle, aus Leere wird Erfülltheit- wenn wir uns an Gott
wenden. Wenn wir Ihm unseren Mangel an vielem- an Freude, an Trost, an
Zuversicht- wenn wir Ihm diesen Mangel wie leere Schalen hinhalten. Dann füllt
Er sie uns wieder!
Es gibt ja dieses schöne Bild von den Brunnen, bei denen sich aus den oberen
Becken das Wasser in die jeweils unteren ergießt. Becken für Becken füllen
sich, weil jeweils das obere überfließt.
Überfluss- das ist es, was Gottes Liebe ausmacht. Sie ist im Überfluss
vorhanden!
Wir können Ihm unsere Ängste, unsere Trostlosigkeit, unsere Leere wie leere
Schalen hinhalten- Er wird sie füllen!
Das schöne Bild vom Überfluss passt ja im Moment so gar nicht in unsere
Situation. Trotzdem schenkt Gott dem, der auf Ihn vertraut Trost und Freude-
manchmal ganz unerwartet und manchmal auch im Übermaß. Amen